Ein börsengehandelter Fonds[1][2] (englisch exchange-traded fund, ETF) ist ein Investmentfonds, der an einer Börse gehandelt wird. Er wird im Normalfall nicht über die emittierende Investmentgesellschaft, sondern über die Börse am Sekundärmarkt erworben und veräußert.[3]:2 Die meisten börsengehandelten Fonds sind passiv verwaltete Indexfonds. Der Begriff ETF wird auch synonym mit Indexfonds benutzt.
Geschichte
Ursprünglich waren Indexfonds die einzigen an Börsen notierten Fonds, so dass beide Bezeichnungen als Synonyme galten. Mittlerweile werden aber auch viele aktiv verwaltete Fonds an Börsen gehandelt. Die Idee, Fonds an der Börse zu notieren und Indizes nachzubilden, kam um 1970 in den USA auf. Der erste Fonds, Standard & Poor’s Depositary Receipt (Abkürzung SPDR, umgangssprachlich Spider genannt), wurde von der Vermögensverwaltung State Street Global Advisors auf den Markt gebracht und ist nach Marktkapitalisierung mit 90 Milliarden US-Dollar der größte ETF. Ihm folgten der auf dem Dow Jones Industrial Average basierende Diamonds und die auf dem NASDAQ-100 basierenden Cubes (QQQ).
Eigenschaften
ETF-Anteile verbriefen ebenso wie normale Investmentfonds-Anteile einen anteiligen Besitz an einem Sondervermögen, das getrennt vom Vermögen der emittierenden Investmentgesellschaft geführt wird.
Die Anlagestrategie von börsengehandelten Fonds ist in aller Regel passiv, das Fondsmanagement investiert also das Fondsvermögen nicht auf der Basis eigener Meinungen, sondern bildet die Wertentwicklung einer vorab definierten Benchmark in Form eines Finanzindexes nach (siehe hierzu Index Investing). Es werden auch aktiv gemanagte ETFs angeboten, diese haben aber einen sehr geringen Marktanteil. Dabei ist auch die Abgrenzung zu Strategieindizes nicht scharf.[4]
Zusätzliche, von der Entwicklung der Benchmark unabhängige Erträge kann das Fondsmanagement erzielen, indem es die Wertpapiere des Sondervermögens an andere Kapitalmarktteilnehmer verleiht und damit Leihegebühren erwirtschaftet.
Börsengehandelte Fonds können jederzeit ähnlich wie Aktien an der Börse gehandelt werden. Von normalen Investmentfonds, die auch teilweise an der Börse gehandelt werden, unterscheiden sich ETF in den folgenden Punkten:
- Anleger kaufen und verkaufen ETF im Normalfall nur an der Börse, ein Erwerb über die emittierende Investmentgesellschaft ist nicht vorgesehen.[3]:31
- Die Zusammensetzung des Sondervermögens wird einmal täglich veröffentlicht.[4]
- Während bei normalen Investmentfonds nur einmal täglich der Nettoinventarwert (Net Asset Value, NAV) des Sondervermögens veröffentlicht wird, ermittelt und veröffentlicht der Emittent von ETF während des Handelstages fortlaufend einen indikativen Nettoinventarwert (iNAV).[3]:6
- Für die Schaffung neuer und die Auflösung bestehender ETF-Anteile gibt es spezielle Prozesse, Creation bzw. Redemption (siehe unten).[3]:6–7
Der Preis von börsengehandelten Fonds bildet sich an der Börse durch Angebot und Nachfrage, liegt aber aus Arbitragegründen normalerweise nahe beim Nettoinventarwert des Sondervermögens. Um einen liquiden Markt zu gewährleisten, werden börsengehandelte Fonds von Market Makern betreut, die laufend Ankaufs- und Verkaufskurse stellen.
Im Gegensatz dazu können nicht börsengehandelte Fondsanteile nur über die Fondsgesellschaft gekauft und verkauft werden. Die Fondsgesellschaft stellt nur einmal am Tag einen Preis fest.
Von börsengehandelten Fonds (ETFs) zu unterscheiden sind die ähnlich bezeichneten Exchange-traded Notes (ETN) und Exchange-traded Commodities (ETC). Bei diesen handelt es sich nicht um Anteile an einem Sondervermögen, sondern um spezielle Arten von Schuldverschreibungen, die Zertifikaten ähneln.
Kosten
Investoren tragen bei börsengehandelten Fonds die folgenden Kosten:[3]:26 ff.
- Kosten, die in der Gesamtkostenquote (TER) zusammengefasst werden, wie Managementgebühren, Indexgebühren und sonstige Kosten, z. B. für Prospekte.
- Transaktionskosten des Fonds
- Die üblichen Gebühren für den Börsenhandel (Orderprovision, Maklercourtage, Abwicklungsentgelte, Geld-Brief-Spanne)
Die anfallenden Kosten werden – wie bei Investmentfonds üblich – dem Sondervermögen entnommen.
Die jährlichen Managementkosten liegen typischerweise unter 1 %.[5][6][7]:52[3]:27
Bei ETFs, die eine passive Anlagestrategie verfolgen, fallen gegebenenfalls geringere Transaktionskosten an, und die Kosten für ein aktives Fondsmanagement entfallen.
Da ETFs nicht über die Investmentgesellschaft gekauft werden, entfällt der dabei oft zu entrichtende Ausgabeaufschlag.
Creation/Redemption-Prozess
Die Emission neuer ETF-Anteile erfolgt über einen dieser Wertpapierart eigenen Vorgang, den sog. Creation-Prozess. Analog werden ETF-Anteile über den sog. Redemption-Prozess an die emittierende Investmentgesellschaft zurückgegeben.[5][3]:63 ff.
Im Creation-Prozess werden ETF-Anteile in Blöcken von normalerweise 50.000 Stück geschaffen. Der Authorized Participant (AP) liefert Barmittel oder einen Wertpapierkorb im Wert der zu schaffenden ETF-Anteile an die Investmentgesellschaft. Diese liefert im Gegenzug die Anteile, die der Market Maker nun über die Börse an Investoren veräußern kann.
Eine Besonderheit ist dabei die Möglichkeit, einen Wertpapierkorb zu liefern. Dieser entspricht im einfachsten Fall in seiner Zusammensetzung der Strategie des betreffenden ETF. Beispielsweise kann der Market Maker im Falle eines ETFs, der den STOXX Europe 50-Index nachbilden soll, ein Wertpapierportfolio liefern, das die im Index enthaltenen Aktien gemäß deren Indexgewichten enthält. Diese Vorgehensweise wird als „creation in kind“ (ungefähr: „Schaffung in derselben Art“) bezeichnet. Werden die neuen Wertpapiere mit Geld bezahlt, spricht man von einer „cash creation“ (englisch, ungefähr: „Schaffung über Bargeld“).
Umgekehrt kann der Authorized Participant ETF-Anteile an die emittierende Investmentgesellschaft zurückgeben, z. B. wenn er eine entsprechende Anzahl am Sekundärmarkt zurückgekauft hat. Er erhält analog zum Creation-Prozess Barmittel oder einen Wertpapierkorb zurück. Analog zum Creation-Prozess spricht man von „redemption in kind“ und „cash redemption“.
Institutionelle Investoren, die große Volumina kaufen oder verkaufen möchten, können dies auch außerbörslich direkt bei der Investmentgesellschaft über den Creation- bzw. Redemption-Prozess tun. Liefert oder erhält der Investor beim Kauf bzw. Verkauf einen Wertpapierkorb, kann dies für ihn steuerliche Vorteile haben.
Typisierung von ETF
Börsengehandelte Fonds (ETF) können nach verschiedenen Kriterien charakterisiert werden. Dazu gehören die Anlageklasse, der nachgebildete Index und die Art der Indexnachbildung.
Anlageklassen
Börsengehandelte Fonds sind für zahlreiche Anlageklassen verfügbar, hauptsächlich Aktien, Anleihen, Geldmarkt, Alternative Investments, Währungen, Rohstoffe und Immobilien.[7]:24 ff[3]:17
Indizes
Die ersten ETFs bezogen sich auf marktbreite Aktienindizes.[7]:22–38, 78ff[3]:37 ff. Im Laufe der Zeit verbreiterte sich das Angebot, neben anderen Anlageklassen wurden ETFs auf mehr und dabei auch auf stärker spezialisierte Indizes angeboten. Die von börsengehandelten Fonds nachgebildeten Indizes können wie folgt klassifiziert werden:
- Marktbreite Indizes (wie z. B. der STOXX Europe 50 oder der iBoxx).
- Branchenindizes (z. B. die branchenbezogenen Sub-Indizes der bekannten Aktienindizes).
- Regionenindizes, d. h. Indizes, die sich auf Wirtschaftsregionen beziehen (zum Beispiel Schwellenmärkte).
- Sogenannte Strategieindizes.
Mit „Strategieindex“ wird eine Vielzahl sehr spezialisierter und dabei sehr unterschiedlicher, meist aktienbezogener Indizes bezeichnet. Die Abgrenzung zu anderen Indextypen ist dabei nicht immer eindeutig. Darunter können fallen:
- Indizes, die sich auf sehr spezialisierte Branchen beziehen (z. B. auf erneuerbare Energien wie der ÖkoDax),
- Indizes, deren Zusammensetzung und Gewichtungen sich nach Fundamentaldaten (z. B. FTSE-RAFI-Indizes oder solche, die versuchen, Substanzwerte oder Wachstumswerte zu selektieren) oder der Dividendenrendite (z. B. DivDAX) bestimmen,
- Indizes, die bestimmte Handelsstrategien nachbilden. Dazu gehören insbesondere Indizes, die Shortpositionen, gehebelte Positionen und Optionsstrategien nachbilden.
Art der Indexreplikation und swapbasierte ETFs
Um mit einem börsengehandelten Fonds die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index abzubilden, gibt es verschiedene Techniken:[3]:47 ff.
- Bei der vollständigen Nachbildung (Full-Replication-Methode) werden sämtliche Bestandteile des Index in der entsprechenden Gewichtung im Sondervermögen gehalten.
- Bei der Sampling-Methode wird nur eine Teilmenge der Indexkonstituenten ins Sondervermögen gekauft. Normalerweise wird es sich dabei um die Werte handeln, die das größte Gewicht im Index haben und die größte Liquidität aufweisen.
- Bei der synthetischen Indexnachbildung werden nicht die Indexkonstituenten, sondern Swapgeschäfte im Sondervermögen verwendet, um die Wertentwicklung des Index abzubilden; die eigentlichen Indexbestandteile befinden sich im Allgemeinen nicht im Sondervermögen.
Mit der vollständigen Nachbildung kann eine gute Abbildung der Wertentwicklung des Index erreicht werden (geringer Nachbildungsfehler). Die Methode findet ihre Grenzen bei Indizes, die sehr viele Konstituenten (Einzelwerte) enthalten (so umfasst der bekannte S&P 500-Aktienindex 500 Werte). Eine große Anzahl Einzeltitel führt bei der Indexnachbildung zu höheren Transaktionskosten. Außerdem werden sich bei vielen Konstituenten tendenziell mehr illiquide Titel finden, was die Replikation erschwert und ebenfalls teurer machen kann. Letztlich entsprechen die Indexgewichte der Einzelwerte nur selten ganzen Stückzahlen an Wertpapieren, ein Problem, das sich verstärkt bei Performanceindizes in Bezug auf die Wiederanlage von Erträgen zeigt. Außerdem kann die vollständige Nachbildung nicht angewendet werden, wenn der dem ETF zugrundeliegende Index Werte enthält, die nicht frei handelbar sind.
Da bei großen Indizes, die nicht gleichgewichtet sind, einige Werte nur ein geringes Gewicht und damit geringen Einfluss auf die Indexentwicklung haben, kann man diese Probleme mit der Sampling-Methode umgehen. Dabei wird aber tendenziell der Nachbildungsfehler größer.
Die synthetische Indexnachbildung ist eine neuere Entwicklung. Sie ermöglicht bzw. vereinfacht es, via ETFs in sehr illiquide oder nicht frei handelbare Werte zu investieren. Bei dieser Methode der Replikation befinden sich im Sondervermögen Wertpapiere, die gegebenenfalls keine oder nur eine geringe Verbindung zu dem nachzubildenden Index aufweisen. Außerdem befinden sich Swapgeschäfte (Equity Swaps, Total Return Swaps) im Sondervermögen, mit denen die Wertentwicklung der Papiere in die des gewünschten Index getauscht wird.
Mit der synthetischen Indexnachbildung kann ein geringerer Nachbildungsfehler erreicht werden. Außerdem können mit Swaps im Sondervermögen gegebenenfalls sowohl Steuervorteile als auch technische Vorteile in Bezug auf die Geschäftsabwicklung erzielt werden.[7]:76 f.
Risiken
Aus verschiedenen Gründen kann sich die Wertentwicklung des ETFs von der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Indexes unterscheiden. Durch diesen Nachbildungsfehler besteht für den Anleger das Risiko, nicht an der gewünschten Wertentwicklung teilzuhaben. Dies beinhaltet umgekehrt auch die Chance, eine bessere Wertentwicklung als die des Indexes zu erhalten.
Verlustrisiken bestehen für einen Anleger primär aus den aus Preisschwankungen des ETF resultierenden Marktpreisrisiken. Bei ETFs auf marktbreite Indizes handelt es sich im Wesentlichen um allgemeines oder unspezifisches Marktpreisrisiko (Marktrisiko im Sinne des Capital Asset Pricing Model), da marktbreite Indizes stark diversifiziert sind. Bei spezialisierten ETFs kommen besondere oder spezifische Marktpreisrisiken (z. B. Länderrisiken, Branchenrisiken) hinzu. Die Anlageklasse des ETFs bestimmt, welche Art des Marktpreisrisikos hauptsächlich zum Tragen kommt (Aktienrisiken, Zinsänderungsrisiken etc.). Bei einer Investition des ETFs in Anleihen kommt das Adressenausfallrisiko (Bonitätsrisiko) der Anleiheschuldner im Sondervermögen hinzu.
Bei swapbasierten ETFs besteht gegenüber den Geschäftspartnern, mit denen das Sondervermögen die Swaps abschließt, ein Adressenrisiko in Form des Kontrahentenrisikos. Unter den Bedingungen der EU-Regulierung (OGAW-Richtlinie) darf der Wert von Derivatgeschäften höchstens 10 Prozent des Nettoinventarwerts eines Sondervermögens betragen, so dass das Kontrahentenrisiko auf diesen Anteil begrenzt ist.[3]:56 f. Durch eine Besicherung der Swapverträge kann das Kontrahentenrisiko weiter verringert werden.[8] Tatsächlich beträgt bei der Mehrzahl der Anbieter das durchschnittliche Swap-Risiko nicht mehr als 2 Prozent.[9]
Außerdem entstehen Kontrahentenrisiken, wenn Wertpapiere aus dem Sondervermögen verliehen werden. Wertpapierleihegeschäfte werden allgemein besichert durchgeführt. Das Risiko der Wertpapierleihegeschäfte besteht deshalb im Wesentlichen darin, dass bei Ausfall des Entleihers der Wert der erhaltenen Sicherheiten nicht ausreicht, die verliehenen Wertpapiere am Markt wiederzubeschaffen.[10]
Gegenüber dem Emittenten der ETF-Anteile, also der Investmentgesellschaft, besteht wegen der Konstruktion als Sondervermögen kein Adressenausfallrisiko.
Die Bereitstellung eines liquiden Marktes ist Aufgabe der Market Maker. Dies begrenzt das Marktliquiditätsrisiko. Zusätzlich werden in jüngerer Zeit die systemischen Risiken betont, die zum Beispiel daraus erwachsen, dass sich die Wertpapiere im Sondervermögen von denen im Index unterscheiden und sich dadurch eine Verkaufspanik in einem Marktsegment auf andere Segmente übertragen kann.[11]
Am 24. August 2015 fielen in den Vereinigten Staaten nach einem schwachen Börsenstart plötzlich die Kurse einiger ETF weit stärker als die Indizes, die sie abbilden sollen. Ein Grund dafür bestand darin, dass verkaufswillige ETF-Anleger keine Käufer fanden. Das Problem wurde auf Besonderheiten in den Regeln der New Yorker Börse zurückgeführt. Die Deutsche Börse versicherte, dass auf ihren Systemen vergleichbare Abstürze nicht möglich seien.[12]
Produkte und Handelsmöglichkeiten
Die Frankfurter Börse hat für den Handel mit ETF am 11. April 2000 ein eigenes Börsensegment mit der Bezeichnung „XTF“ eingerichtet.[13]
Die Terminbörse EUREX bietet Optionen und Futures auf eine Anzahl von ETF verschiedener Emittenten an. Die zugrundeliegenden ETF beziehen sich größtenteils auf marktbreite Aktienindizes. Die Kontrakte weisen im Vergleich zu den sonst üblichen börsengehandelten Termingeschäften ein geringes Kontraktvolumen auf (1 Kontrakt bezieht sich typischerweise auf 100 Fondsanteile), um sie für Privatanleger besser geeignet zu machen.[14]
Mit ETFs sind Wertpapierleihe und Leerverkäufe möglich.[3]:11 ff.
Damit ergeben sich für ETFs auf liquide Indizes grundsätzlich zahlreiche Arbitragemöglichkeiten: Einerseits zwischen dem Kassamarkt und dem börslichen Terminmarkt für ETF-Anteile selbst, andererseits zwischen diesen Märkten und dem ETF zugrundeliegenden Märkten (Aktienmarkt, Rentenmarkt, und so weiter) und schließlich zwischen den ETF-Märkten und den Terminmärkten für die zugrundeliegenden Produkte (also z. B. zwischen Aktienindex-ETF und den zugehörigen ETF-Derivaten einerseits und Aktienindex-Futures und Aktienindexfuture-Optionen andererseits).[5][7]:21
Seit 2007 gibt es Dachfonds, die alleine in ETFs investieren (ETF-Dachfonds).[7]:87 Weiterhin werden Sparpläne auf ETF angeboten.[7]:85 f.
ETF-Anbieter
Name | Emittierende Investmentgesellschaft | Verwaltetes Vermögen in Mrd. € |
Marktanteil in % |
---|---|---|---|
iShares | BlackRock (USA) | 299 | 44,52 |
Xtrackers | DWS (Deutschland) | 71 | 10,62 |
Lyxor | Société Générale (Frankreich) | 64 | 9,57 |
UBS | UBS (Schweiz) | 42 | 6,33 |
Amundi | Amundi (Frankreich) | 38 | 5,66 |
Vanguard | The Vanguard Group (USA) | 30 | 4,49 |
SPDR | State Street Corporation (USA) | 22 | 3,35 |
ETF Securities | WisdomTree (USA) | 17 | 2,57 |
Source | Invesco (USA) | 16 | 2,36 |
Deka | DekaBank Deutsche Girozentrale (Deutschland) | 9 | 1,36 |
Summe | 608 | 90,83 |
Marktvolumen
Das Volumen des Marktes für Börsengehandelte Fonds (ETF), gemessen am verwalteten Vermögen, ist weltweit seit Beginn der neunziger Jahre fast stetig gewachsen. Lediglich 2008 fand ein Rückgang statt, der auf die Kursverfälle im Zuge der Finanzkrise zurückzuführen war; netto verzeichneten ETF auch 2008 einen Zufluss an Mitteln.[7]:39 Im Jahr 2002 lag das verwaltete Vermögen bei 142 Milliarden USD, 2007 bei 797 Milliarden USD, 2009 erreichte es 1 Billion USD.[3]:80[17]
In Deutschland ist das Marktvolumen von 5 Milliarden Euro im Jahr 2002 auf 64 Milliarden Euro 2007 angewachsen.[6]:779–781 Europaweit lag das Volumen 2009 bei 160 Milliarden Euro.[18] Ende Dezember 2015 lag in Europa das Marktvolumen bei 511 Milliarden Euro.[12]
ETF werden sowohl von Privatanlegern als auch von institutionellen Anlegern als Anlageform genutzt. Institutionelle Anleger nutzen ETF unter anderem dazu, den passiven Teil ihrer Anlagestrategien abzubilden. 2008 lag der Anteil der Anlagen, die institutionelle Anleger passiv in ETF investiert hatten, bei etwa 3 Prozent.[6][19] Außerdem werden ETF zum Liquiditätsmanagement genutzt. Auf Grund ihrer vergleichsweise geringen Gebühren und ihrer guten Handelbarkeit eignen sie sich auch dazu, liquide Mittel kurzfristig zwischenzuparken.[7]:66 f.[5]
Einfluss auf die Wirtschaft
Da das Kapital der Kunden desselben Anbieters in sich im Mitbewerb befindliche Unternehmen zeitgleich investiert wird, beeinflusst dies Ausrichtung und Wettbewerb dieser Unternehmen im Markt.[20]
Literatur
- Stiftung Warentest (Hrsg.): Finanztest Spezial. Anlegen mit ETF. Berlin 2017, ISSN 1438-8650. (Das Sonderheft mit 742 bewerteten Fonds erschien im Dezember 2017)
- Michael Huber, Marc Weber, Manuel Rütsche, Dr. Ryan Held, Sascha Freimüller: Erfolgreich Anlegen mit ETFs. Finanzbuch Verlag, München 2016, ISBN 978-3-89879-994-2.
- Gerd Kommer: Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen; 5. Auflage, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2018, ISBN 978-3-593-50852-8.
- Anna-Maria Borse, Edda Vogt, Stephan Kraus, Dagmar Wojcik: ETF-Handbuch: Know-how für Ihr Investment. Deutsche Börse AG, Frankfurt/Main 2014. (Online PDF).
- Alain Picard, Gregor Braun: Exchange Traded Funds (ETF) : Grundlagen, Funktionsweise und praktischer Einsatz. 2., aktualisierte Auflage. Finanz und Wirtschaft, Zürich 2010, ISBN 978-3-906084-89-3 (herausgegeben von der Swiss Exchange GmbH).
- Stephanie Lang: Exchange Traded Funds – Erfolgsgeschichte und Zukunftsaussichten. WiKu-Wissenschaftsverlag, Köln 2009.
- Martin T. Bohl, Harald Henke, Marzena Kaczynska: Exchange Traded Funds. In: Das Wirtschaftsstudium. Nr. 3 2006, S. 337–341, 378.
- Elisabeth Hehn (Hrsg.): Exchange Traded Funds, Structure, Regulation and Application of a New Fund Class. Springer/Berlin, Heidelberg 2005.
- Alexander Etterer, Martin Wambach, Hubert Ralph Schmitt: Exchange Traded Funds, Die Investment-Revolution für Privatanleger! Finanzbuch Verlag, München 2004.
Siehe auch
Quelle: Seite „Börsengehandelter Fonds“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Mai 2020, 11:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=B%C3%B6rsengehandelter_Fonds&oldid=199873100 (Abgerufen: 17. Mai 2020, 11:34 UTC)
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Die Fonds unterscheiden sich zudem in der Art, wie sie den Index nachbilden. Einige kaufen eine optimierte Auswahl der im Index enthaltenen Aktien (physisch replizierende ETFs). Andere lassen sich die Wertentwicklung des MSCI World von einer Bank zusichern und gehen mit ihr ein Tauschgeschäft ein (synthetisch replizierende ETFs). Im ETF-Ratgeber erläutern wir die Unterschiede näher.
Die Tabelle liefert eine Übersicht, welcher Bauart die zwölf getesteten ETFs jeweils folgen.
ETFs auf den MSCI World nach Bauart
Art der Nachbildung | Verwendung der Dividenden | |
---|---|---|
ausschüttend | thesaurierend | |
physisch replizierend | iShares
(ISIN: IE00B0M62Q58) |
iShares (ISIN: IE00B4L5Y983) |
HSBC
(ISIN: IE00B4X9L533) |
||
UBS
(ISIN: IE00B7KQ7B66) |
UBS
(ISIN: IE00BD4TXV59) |
|
Xtrackers (ISIN: IE00BK1PV551) |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) |
|
synthetisch | Lyxor (ISIN: FR0010315770) | Source (ISIN: IE00B60SX394) |
Comstage (ISIN: LU0392494562) | Xtrackers (ISIN: LU0274208692) | |
Amundi (ISIN: LU1681043599) |
Quelle: Finanztip (Stand: 5. März 2020)
Der MSCI World Index fasst Aktien der 1.600 größten Unternehmen der Industriestaaten zusammen. Alle der von uns betrachteten ETFs haben sich auf die Fahne geschrieben, den sogenannten MSCI-World-Netto-Index nachzubilden.
Er misst die Wertentwicklung der im Index enthaltenen Aktien inklusive Dividenden nach Abzug der Quellensteuer. Das ist eine Kapitalertragssteuer, die ausländische Investoren (die Fondsgesellschaft) an den Staat zahlen müssen, in dem die Aktiengesellschaft ansässig ist.
Wie schneiden wiederanlegende ETFs auf den MSCI World ab?
Von den zwölf näher betrachteten ETFs auf den MSCI World sind fünf wiederanlegende Indexfonds: die ETFs der Anbieter
- Amundi (ein französischer Vermögensverwalter)
- iShares (gehört zum US-Vermögensverwalter Blackrock)
- Source (gehört zum US-Fondshaus Invesco)
- UBS (Schweizer Großbank)
- Xtrackers (gehört zur Fondsgesellschaft DWS, Mehrheitsaktionär ist die Deutsche Bank)
Im Fünf-Jahres-Zeitraum 2015 bis 2019 haben alle ETFs eine ordentliche Wertentwicklung hingelegt, vier der sechs ETFs haben sogar besser abgeschnitten als der Vergleichsindex, zwei lagen knapp darunter. Am besten schnitt wie im Vorjahr der iShares-ETF (ISIN: IE00B4L5Y983) ab. Der ETF kauft eine Auswahl an Aktien des MSCI World an. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang vom „optimierten Sampling“.
Gewinn der wiederanlegenden ETFs (2015 bis 2019)
Index/ETF | Art der Nachbildung |
Kosten (TER) p.a. |
Wertent-
wicklung p.a. |
Gewinn, Anlage 10.000 € |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 10,53 % | 6.500 € | ||
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) |
physisch | 0,2 % | 10,65 % | 6.590 € |
Xtrackers Swap (ISIN: LU0274208692) |
synthetisch | 0,45 % | 10,60 % | 6.547 € |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) |
physisch | 0,19 % | 10,59 % | 6.540 € |
Source (ISIN: IE00B60SX394) |
synthetisch | 0,19 % | 10,58 % | 6.533 € |
Amundi (ISIN: LU1681043599) |
synthetisch | 0,38 % | 10,50 % | 6.476 € |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) |
physisch | 0,3 % | 10,48 % | 6.463 € |
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 5. März 2020)
Ein Anleger, der Anfang 2015 beispielsweise 10.000 Euro in den iShares-ETF investierte, hat bis Ende 2019 einen Gewinn von etwa 6.590 Euro erzielt. Bei den ETFs der UBS hätte der Sparer in fünf Jahren gut 6.460 Euro verdient – ein Unterschied von rund 130 Euro.
In unserer Analyse von 2020 hat der ETF von iShares wie im Vorjahr etwas besser abgeschnitten als die Wettbewerber. Der teurere synthetische ETF der Marke Xtrackers liegt 2020 näher am Index als das physische, günstigere Pendant aus dem eigenen Hause oder der ebenfalls günstigere ETF von Source.
Kosten kein verlässlicher Indikator
Das Ergebnis zeigt: Die Kosten (TER) sollten für Sie bei der Wahl des passenden ETFs nicht die entscheidende Rolle spielen. Denn ein vergleichsweise teurer ETF kann in der Wertentwicklung schon mal besser abschneiden als ein nach TER günstigerer.
Das liegt daran, dass ETF-Anbieter am Ende immer mehrere Möglichkeiten haben, Renditepunkte gutzumachen. Sie können Wertpapiere verleihen, nur eine Auswahl von Aktien des Index tatsächlich nachkaufen oder – beim synthetischen ETF – ein gutes oder weniger gutes Tauschgeschäft (Swap genannt) mit einer Bank abschließen. Die Kosten allein sind also nicht entscheidend.
Mehr zu den Auswahlkriterien für einen guten ETF lesen Sie weiter unten im Ratgeber.

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Wie schneiden ausschüttende ETFs auf den MSCI World ab?
Ausschüttende ETFs entwickeln sich im Wert immer schlechter als wiederanlegende ETFs. Das liegt daran, dass Anleger regelmäßig Dividenden gutgeschrieben bekommen. Diese Dividenden fehlen dann aber im Fondsguthaben. Um die ausschüttenden ETFs vergleichen zu können, haben wir die Wertentwicklung errechnet, die sich ergibt, wenn die Dividenden wie bei einem thesaurierenden Fonds wiederangelegt würden.
Gewinn der ausschüttenden ETFs (2015 bis 2019)
Index/ETF | Art der Nachbildung |
Kosten (TER) p.a. |
Wertent-
wicklung p.a. |
Gewinn, Anlage 10.000 € |
---|---|---|---|---|
MSCI World Netto-Index | 10,53 % | 6.500 € | ||
Comstage (ISIN: LU0392494562) | synthetisch | 0,2 % | 10,62 % | 6.566 € |
Lyxor (ISIN: FR0010315770) |
synthetisch | 0,3 % | 10,57 % | 6.525 € |
HSBC MSCI World (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch | 0,15 % | 10,54 % | 6.502 € |
UBS ETF (IE) (ISIN: IE00B7KQ7B66) |
physisch | 0,3 % | 10,48 % | 6.463 € |
iShares USD (ISIN: IE00B0M62Q58) |
physisch | 0,5 % | 10,39 % | 6.389 € |
UBS ETF (LU) (ISIN: LU0340285161) |
physisch | 0,3 % | 10,31 % | 6.336 € |
Quellen: MSCI, ETF-Anbieter, Finanztip-Berechnungen (Stand: 5. März 2020)
Von den fünf untersuchten ausschüttenden Fonds schneidet der Comstage ETF (ISIN: LU0392494562) nach Kosten am besten ab. Verglichen haben wir die Wertentwicklung im Fünf-Jahres-Zeitraum 2015 bis 2019. Zusammen mit Comstage können auch die ETFs von Lyxor (ISIN: FR0010315770) und der HSBC (ISIN: IE00B4X9L533) den Referenzindex schlagen. Die weiteren ausschüttenden ETFs bleiben in der diesjährigen Analyse hinter dem Vergleichsindex.
Ein Anleger, der Anfang 2015 10.000 Euro in den Comstage ETF investierte, hat demzufolge bis Ende 2019 einen Gewinn von gut 6.560 Euro erzielt. Beim ETF von iShares (ISIN: IE00B0M62Q58) wären es dagegen knapp 6.390 Euro gewesen – ein Unterschied von 170 Euro.
In unserer Analyse haben die beiden synthetischen ETFs mit Gesamtkosten (TER) von 0,2 beziehungsweise 0,3 Prozent am besten abgeschnitten. Der nach TER günstigste ETF der HSBC und weitere ETFs mit ebenfalls 0,3 Prozent laufenden Kosten blieben in der Wertentwicklung dagegen etwas zurück. Die Kosten dienen auch in diesem Fall nicht als verlässlicher Indikator dafür, wie gut ein ETF am Ende abschneidet.
Sonderfall Vanguard
Seit Herbst 2018 bietet der US-Vermögensverwalter Vanguard seine ETFs auch auf dem europäischen Markt an. Nach Blackrock ist Vanguard der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, Unternehmensgründer Jack Bogle gilt als der Erfinder der ETFs. Das Unternehmen ist nicht börsennotiert, sondern genossenschaftlich organisiert: Eigentümer des Unternehmens sind die US-Fonds, die wiederum in der Hand vieler Anleger liegen. Für viele Anleger ist das ein Grund, in Vanguard-Fonds zu investieren.
In Deutschland lassen sich zwei weltweit ausgerichtete ETFs von Vanguard kaufen: einer bildet dabei die größten Aktien der industrialisierten Welt ab (ISIN: IE00BKX55T58), der andere investiert auch in Schwellenländer (ISIN IE00B3RBWM25). Vanguard nutzt dabei allerdings nicht Indexdaten von MSCI als Referenz für die Wertentwicklung der ETFs, sondern die des britischen Indexanbieters FTSE. Da die Indexdaten von FTSE für Finanztip nicht zugänglich waren, konnten wir die ETFs nicht entsprechend unserer Kriterien analysieren – und können sie demnach auch nicht empfehlen.
Im Vergleich zum MSCI World hat der Vanguard Developed Countries-ETF (ISIN: IE00BKX55T58) den MSCI World leicht geschlagen. Zwischen 2015 und 2019 hat er pro Jahr im Durchschnitt 10,62 Prozent an Wert gewonnen. Der ETF kauft den Großteil der Indexaktien nach (optimized sampling) und schüttet Dividenden aus. Im Index stecken etwa 2.500 Aktien.
Interessieren Sie sich für den Vanguard ETF, der die größten Firmen der Welt inklusive Schwellenländer abbildet, lesen Sie weiter im Ratgeber MSCI ACWI.
Wie finden Sie den geeigneten ETF?
Welche ETF-Variante die beste Wahl ist, muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Ein paar Kriterien helfen Ihnen aber bei der Wahl.
Gutes Gefühl – Auch, wenn physische und synthetische ETFs objektiv gesehen vergleichbar sicher sind: Falls Sie befürchten, mit einem synthetischen ETF im Depot nicht ruhig schlafen zu können, sollten Sie lieber einen physischen wählen.
Dividenden nutzen – Sofern Sie einen ausschüttenden ETF wählen, bekommen Sie die Dividenden einmal jährlich gutgeschrieben – und können damit arbeiten. Beispielsweise können Sie damit die anfallende Abgeltungssteuer begleichen, wenn die Dividendenzahlungen den jährlichen Freibetrag bei Kapitalerträgen (801 Euro für Singles, 1.602 Euro für Verheiratete) übersteigen.
Vermögen aufbauen – Sparen Sie Dividenden dagegen in einem thesaurierenden ETF an, profitieren Sie davon, dass Dividenden das Fondsvermögen mehren und mitverzinst werden. Seit 2018 wird bei thesaurierenden Fonds jährlich eine Pauschale besteuert.
Für Sparer, die nicht mehr als 801 Euro (Singles) oder 1.602 Euro (Verheiratete) im Jahr an Kapitalerträgen erzielen und einen Freistellungsauftrag gestellt haben, entfällt jedoch der Steuerabzug. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Detailartikel zur Investementsteuerreform.
Beim Kauf Geld sparen – ETFs kaufen Sie am günstigsten bei Onlinebanken oder Brokern. Im Ratgeber Wertpapierdepot haben wir die besten herausgefiltert.
Warum sind Steuern, Kosten und Währung weniger wichtig?
Viele Anleger blicken bei der Wahl eines ETFs auf die steuerliche Handhabe, die Gesamtkostenquote des ETFs (Total Expense Ratio, TER) und darauf, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert ist. Diese Auswahlkriterien spielen nach Meinung von Finanztip tatsächlich aber eine geringe Rolle.
Seit 2018 gleiche Besteuerung für alle ETFs
Bis Ende 2017 war die Abgeltungssteuer ein Grund für Anleger, physisch wiederanlegende ETFs eher zu meiden. Oft sind solche ETFs im Ausland aufgelegt. Bis 2017 galt, dass Anleger sich selbst darum kümmern mussten, die sogenannten ausschüttungsgleichen Erträge zu versteuern. Sie durften es nicht versäumen, alle Jahre wieder die entsprechenden Erträge samt Quellensteuererstattung in der Steuererklärung anzugeben. Sie müssen die Unterlagen aufheben, bis sie den Fonds verkaufen.
2018 hat sich dies geändert: Dank der Reform des Investmentsteuergesetzes folgen alle ETFs – egal ob physisch, synthetisch, ausschüttend oder thesaurierend – derselben Logik bei der Besteuerung: Nun gibt es eine Formel, nach der sich jedes Jahr eine pauschale Wertsteigerung (sogenannte Vorabpauschale) des Fonds berechnet. Auf diese Pauschale müssen Sie als Anleger dann Abgeltungssteuer zahlen. Die Steuer führt die Depotbank direkt an den Fiskus ab. Wollen Sie dies vermeiden, sollten Sie darauf achten, einen ausreichend hohen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank einzurichten.
Details zur neuen Besteuerung einzelner ETF-Typen seit 2018 finden Sie im Detailartikel zu den thesaurierenden Fonds, ausführliche Beispielrechungen in unserem Detailartikel zum Investmentsteuergesetz und in unserem Blogbeitrag.
Kosten bestimmen die Wertentwicklung eines ETF nicht allein
Die Finanztip-Analysen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass weder die Gesamtkostenquote (TER) des jeweiligen ETFs noch die Annäherung an den MSCI World Netto-Index gute Kriterien für Anleger sind, um den passenden ETF zu finden. Teurere ETFs lagen zum Beispiel in manchen Jahren bei der Wertentwicklung ganz vorn, in anderen weiter hinten. Wie gut ein ETF am Ende wirklich abschneidet, hängt neben den Kosten auch von weiteren Kriterien ab.
Bei physisch replizierenden ETFs kann sich die Wertentwicklung unter anderem deshalb unterscheiden, weil einige ETF-Anbieter am Ende nicht alle im Index befindlichen Aktien tatsächlich nachkaufen, sondern die Auswahl optimieren („optimized sampling“). Manche ETFs können sich aufgrund von Doppelbesteuerungsabkommen mehr Quellensteuer erstatten lassen als andere, manche verleihen gewinnbringend Wertpapiere.
Bei synthetischen ETFs kommt es darauf an, wie genau das Tauschgeschäft (Swap) zwischen ETF-Anbieter und Bank ausgestaltet ist. Es kann zum Beispiel sein, dass der Swap-Partner etwas mehr Quellensteuer erstattet bekommt als Anbieter eines physischen ETFs. Bei ETF-Anbietern, die mit US-amerikanischen Banken zusammenarbeiten, kann es Vorteile geben, die mit bilanziellen Vorschriften zu tun haben.
Bei allen ETFs kommen schließlich Kosten hinzu, die nicht in der Gesamtkostenquote aufgeführt sind, zum Beispiel Kosten für den An- und Verkauf von Aktien – immer dann, wenn sich die Indexzusammensetzung ändert – und die damit zusammenhängende Handelsgebühr.
Tipp: Falls Sie die konkreten Gründe für Abweichungen von der Index-Wertentwicklung interessieren, können Sie auch immer im Verkaufsprospekt des ETF nachlesen. Suchen Sie nach dem Kapitel „Voraussichtlicher Tracking Error“.
Ob Euro oder Dollar: Notierung eines ETF ist nur ein Preisschild
Einige Sparer möchten lieber einen ETF haben, der in Euro statt in Dollar notiert ist. Sie fürchten Währungsrisiken. Doch das „Risiko“ besteht eigentlich nur darin, dass die Wertentwicklung, die Anleger in ihrem Depot angezeigt bekommen, je nach Währung nicht unbedingt gleich aussehen muss. Es kann zum Beispiel sein, dass im selben Zeitraum der Kurs eines in Euro notierten ETF weniger steil nach oben klettert als der Kurs eines in Dollar notierten ETF.
Doch das hat nichts mit dem Wert der Aktien zu tun, die im ETF stecken, sondern ganz einfach mit den Wechselkursen. Die Eurokurse klettern langsamer, wenn der Euro gleichzeitig gegenüber dem Dollar aufwertet. Oder anders: Anleger brauchen dann weniger Euro, um den entsprechenden Aktienwert in US-Dollar zu bezahlen. Egal also, ob ein ETF in Euro oder Dollar notiert: Am Ende ist diese Notierung nichts weiter als ein Preisschild für den Wert der zugrundeliegenden Indexaktien.
Vom Wechselkurseffekt sollten Sie sich als Anleger daher nicht allzu sehr beunruhigen lassen. Ein Blick auf die Vergangenheit verdeutlicht: In der Regel fallen solche Wechselkurserscheinungen über längere Zeiträume nicht so stark ins Gewicht. Finanztip-Berechnungen zeigen: Auch ein nachträglich in Euro umgerechneter Weltaktienindex hat seinen Wert seit 1975 jedes Jahr durchschnittlich um 9,1 Prozent gesteigert.
Mehr zum Thema Wechselkurs lesen Sie auch in unserem Ratgeber zum MSCI World.
Mehr dazu im Ratgeber Wertpapierdepot
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So haben wir untersucht
Börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf den MSCI World 2020
Wir haben uns im Februar 2020 17 ETFs auf den MSCI World näher angeschaut, die zu dem Zeitpunkt an der Börse in Frankfurt gehandelt wurden. Folgende Auswahlkriterien mussten die ETFs auf den MSCI World erfüllen, um in die Analyse aufgenommen zu werden:
- Die Fondsanteile mussten an einer deutschen Börse gehandelt werden. Andernfalls steigen die Nebenkosten beim Erwerb an.
- Die Website des Anbieters zum jeweiligen ETF musste auf Deutsch zur Verfügung stehen.
- Den Fonds musste es mindestens seit fünf Jahren geben. Damit ist sichergestellt, dass der Anbieter Erfahrung hat. Ohne eine entsprechende Historie ist eine Untersuchung der Wertentwicklung kaum aussagekräftig.
- Das Fondsvolumen musste wenigstens 100 Millionen Euro betragen. Zu kleine Fonds sind langfristig möglicherweise nicht rentabel. Sie laufen Gefahr, zusammengelegt oder geschlossen zu werden.
Manche Anbieter haben jeweils einen thesaurierenden und einen ausschüttenden Fonds im Angebot – in dem Fall empfehlen wir beide, wenn das Gesamtvolumen des Haupt- und dazugehörigen Teilfonds die 100 Millionen Anlagevolumen übersteigt.
Für die zwölf ETFs, die unsere Auswahlkriterien erfüllten, haben wir die Fünf-Jahres-Performance berechnet. Diese können wir empfehlen.
Die Tabelle ordnet alle betrachteten 17 ETFs nach der Höhe des verwalteten Vermögens.
ETFs auf den MSCI World
ETF-Anbieter (Identifikations nummer) |
Bauart und Ertrags- verwendung |
Auflage | verwaltetes Vermögen in Mio. € |
Kommentar |
---|---|---|---|---|
iShares (ISIN: IE00B0M62Q58) | physisch-ausschüttend | 28.11.2005 | 23.166 | |
iShares Core (ISIN: IE00B4L5Y983) | physisch-thesaurierend | 25.09.2009 | 23.166 | Teilfonds des ETF (IE00B0M62Q58) |
Xtrackers (ISIN: IE00BJ0KDQ92) | physisch-thesaurierend | 22.07.2014 | 5.799 | |
Xtrackers (ISIN: IE00BK1PV551) | physisch-ausschüttend | 23.02.2015 | 5.799 | Teilfonds des ETF (IE00BJ0KDQ92) |
Lyxor (ISIN: FR0010315770) | synthetisch-ausschüttend | 26.04.2006 | 3.776 | |
Xtrackers (ISIN: LU0274208692) | synthetisch-thesaurierend | 19.12.2006 | 3.413 | |
Comstage (ISIN: LU0392494562) | synthetisch-ausschüttend | 26.11.2008 | 2.177 | |
HSBC (ISIN: IE00B4X9L533) | physisch-ausschüttend | 08.12.2010 | 1.468 | |
Source (ISIN: IE00B60SX394) | physisch-thesaurierend | 03.04.2009 | 1.275 | |
Amundi (ISIN: LU1681043599) | synthetisch-thesaurierend | 16.06.2009 | 1.210 | |
UBS (ISIN: IE00B7KQ7B66) | physisch-ausschüttend | 11.04.2012 | 134 | |
UBS (ISIN: IE00BD4TXV59) | physisch-thesaurierend | 07.06.2019 | 134 | Teilfonds des ETF (IE00B7KQ7B66) |
Amundi (ISIN: LU1737652237) | physisch-ausschüttend | 19.12.2017 | 1.483 | nicht berücksichtigt,
weil keine 5 Jahre am Markt |
UBS (ISIN: LU0340285161) | physisch-ausschüttend | 25.06.2008 | 1.108 | hat aufgrund der Auflage in Luxemburg steuerliche Nachteile; der ETF mit ISIN IE00B7KQ7B66 ist zu bevorzugen |
Lyxor (ISIN: LU1781541179) | physisch-thesaurierend | 27.02.2018 | 476 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
Deka (ISIN: DE000ETFL508) | physisch-ausschüttend | 04.09.2018 | 278 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
SPDR (ISIN: IE00BFY0GT14) | physisch-thesaurierend | 28.02.2019 | 136 | nicht berücksichtigt, weil keine 5 Jahre am Markt |
Quelle: Börse Frankfurt, Anbieter (Stand: 5. März 2020)
Die Schweizer Großbank UBS hat zwei physisch-ausschüttende ETFs auf den MSCI World im Programm. Der ältere, in Luxemburg aufgelegte Fonds hat aber Nachteile, was den Abzug der Quellensteuer bei US-amerikanischen Aktien angeht. Wir empfehlen daher den steuerlich günstigeren ETF, der in Irland aufgelegt ist.
Wir haben die Wertentwicklung der Fonds berechnet. Dazu haben wir die von den Fondsgesellschaften ausgewiesenen Netto-Inventarwerte („net asset value“, NAV) herangezogen. Der NAV ist die Summe aller Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten geteilt durch die Anzahl der ausgegebenen Fondsanteile. Er wird auf Basis der Schlusskurse der im Fonds enthaltenen Wertpapiere berechnet. Viele Fonds weisen den NAV in US-Dollar aus. In diesen Fällen haben wir die Werte in Euro umgerechnet. Dazu haben wir die von der Bundesbank veröffentlichten Schlusskurse auf Tagesbasis verwendet.
Bei den ausschüttenden ETFs haben wir künstlich eine Thesaurierung nachempfunden. Dafür haben wir die Ausschüttungen ohne Abzug von Steuern der Fondsanlage gutgeschrieben.
Stand: 11. März 2020
Quelle: https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/msci-world-etf-vergleich geladen am 17.05.2020
Table of Contents
- 1 Geschichte
- 2 Eigenschaften
- 3 Typisierung von ETF
- 4 Risiken
- 5 Produkte und Handelsmöglichkeiten
- 6 Marktvolumen
- 7 Einfluss auf die Wirtschaft
- 8 Literatur
- 9 Siehe auch
- 10 Finanztip Empfehlungen
- 10.1 Welche ETFs empfiehlt Finanztip?
- 10.2 Wie schneiden wiederanlegende ETFs auf den MSCI World ab?
- 10.3 Wie schneiden ausschüttende ETFs auf den MSCI World ab?
- 10.4 Wie finden Sie den geeigneten ETF?
- 10.5 Warum sind Steuern, Kosten und Währung weniger wichtig?
- 10.6 So haben wir untersucht
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