Qualifikation professioneller Finanzanalysten
Die Qualität eines Finanzanalysten kann neben seiner speziellen Ausbildung zum Beispiel durch die Zugehörigkeit zu einem Berufsverband wie der SFAA (Schweiz), ÖVFA (Österreich) oder der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA – Deutschland) dokumentiert werden. Die Mitglieder dieser Verbände sowie anderer Verbände des europäischen Analystenverbandes EFFAS haben sich einem Verhaltenskodex unterworfen, der der Etablierung ethischer Standards und damit dem Schutz der Investoren dienen soll.
Ein Analyst muss im Rahmen seiner Qualifikation über gute „handwerkliche“ Fertigkeiten verfügen, wie beispielsweise Kenntnisse der Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bewertungsmethoden, der Bilanzanalyse oder der Finanzmathematik, denn seine Empfehlung sollte auf systematischer Analyse sowie auf nachvollziehbaren und konsequent abgeleiteten Prognosen beruhen. In der Regel absolvieren Finanzanalysten daher nach dem Studium der Betriebs- oder Volkswirtschaftslehre eine fachspezifische Zusatzausbildung, wie beispielsweise den Certified European Financial Analyst (CEFA), den Certified International Investment Analyst (CIIA) oder den Chartered Financial Analyst (CFA). Diese Programme vermitteln Qualifikationen in Analyse und Bewertung von Aktien, Anleihen und Derivaten, Portfoliomanagement, Bilanzanalyse und Kapitalmarktrecht und ermöglichen es dem Analysten erst, finanzanalytische Methoden effektiv einzusetzen. Die europaweit etablierten Ausbildungsprogramme vermitteln den Finanzanalysten zusätzlich einschlägige Kenntnisse der internationalen Rechnungslegung sowie europäische und nationale Kapitalmarktregulierung, die innerhalb der EU für die Marktteilnehmer verpflichtend ist.[1]
Aufgaben
Finanzanalysten gibt es in allen Unternehmensarten. Bei Nichtbanken befassen sie sich insbesondere mit der finanzwirtschaftlichen Analyse des eigenen Unternehmens oder der Konkurrenz und der Marktentwicklung. In Kreditinstituten gibt es verschiedene Ausprägungen von Finanzanalysten wie Analysten für Finanzinstrumente, Finanzierungsinstrumente, Märkte wie Kapital- oder Geldmarkt oder Kreditanalysten, die sich im Rahmen der Kreditwürdigkeitsprüfung mit der Analyse von Kreditrisiken befassen und dabei informelle Insolvenzprognoseverfahren nutzen. Bei Ratingagenturen schließlich sind Analysten mit der Erstellung von Ratings beschäftigt.[2]
Gesetzliche Bestimmungen
Die Arbeit professioneller Finanzanalysten wird in Deutschland durch § 85 WpHG und die Marktmissbrauchsverordnung reguliert. Dieses verpflichtet die Analysten grundsätzlich zu „Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit“. Außerdem betrifft es mögliche Interessenskonflikte zwischen der Finanzanalyseabteilung und anderen Abteilungen (zum Beispiel dem Investment Banking) der gleichen Organisation. Solche Konflikte sollen möglichst gering gehalten und – wenn unvermeidlich – zusammen mit den entsprechenden Finanzanaly
sen veröffentlicht werden.
Diese Regulierung ist weniger strikt als entsprechende US-Gesetze, die eine strikte Trennung (Chinese Wall) zwischen den verschiedenen Abteilungen vorschreiben.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Sylvia Englert: Was macht eigentlich ein Financial Analyst? In: sueddeutsche.de. 2010, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 23. November 2018]).
- Maximilian Vogelmann: Finanzanalyst: “Ich irre jeden Tag”. In: Spiegel Online. 23. Dezember 2015 (spiegel.de [abgerufen am 23. November 2018]).
Quelle: Seite „Finanzanalyst“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 26. November 2018, 08:57 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Finanzanalyst&oldid=183089508 (Abgerufen: 23. Dezember 2018, 17:50 UTC)